Medien-Geschichte
Zeitung
Zeitungen gibt es in Deutschland bereits seit Anfang des 17. Jahrhunderts, die erste regelmäßig erscheinende Tageszeitung erschien ab 1650. Im ganzen 19. Jahrhundert und bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts waren Zeitungen das wichtigste Medium zur Verbreitung von Nachrichten und Meinungen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten bekannte Zeitungen wie die Allgemeine Zeitung oder die Vossische Zeitung allerdings noch geringe Auflagen von wenigen tausend Exemplaren und erreichten nur einen kleine Zahl von Lesern. Anders als heute bestanden die wenige Seiten umfassenden Zeitungen meist nur aus gedrucktem Text.
Brief
Seit die Menschen schreiben konnten, haben sie sich auch Briefe geschickt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Brief das wichtigste Kommunikationsmittel sowohl zum Überbringen von Botschaften und Nachrichten als auch zur individuellen Kommunikation. Bereits im 18. Jahrhundert hatte sich in den deutschen Ländern das Postwesen herausgebildet. Briefmarken gab es aber erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Briefe aus dem 19. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind heute schwer zu lesen, weil die damalige Schreibschrift ("deutsche Kurrentschrift") sich von heutigen Schriften stark unterscheidet.
Buchdruck (Johannes Gutenberg)
Handgeschriebene Bücher - anfangs in Form von Buchrollen - gab bereits seit der frühen Antike. Im 15. Jahrhundert revolutionierte Johannes Gutenberg mit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern die Herstellung und Vervielfältigung von Büchern. Sie waren im 19. und 20. Jahrhundert das wichtigste Medium zur Weitergabe von Wissen und Literatur. Ein Beispiel für ein bekanntes Buchformat des 19. Jahrhunderts ist der Brockhaus, das erste deutschsprachige Universallexikon (Konversationslexikon). Das Lexikon wurde 1808 erstmals veröffentlicht und verkaufte sich in den kommenden 200 Jahren millionenfach. 2013 wurde die Druckversion des Brockhaus mangels Nachfrage eingestellt.
Zensur
Als Zensur bezeichnet man die staatliche Kontrolle der z.B. in Zeitungen veröffentlichten Informationen und Meinungen. In nicht-demokratischen Staaten darf die Presse meist nicht schreiben, was sie will. Im 19. Jahrhunderts waren die deutschen Kleinstaaten Monarchien. Die herrschenden Könige und Fürsten bekämpften die von verschiedenen Zeitungen unterstützen Ideen des Liberalismus und Nationalismus. 1819 legten sie mit den Karlsbader Beschlüssen strenge Regeln für die Zensur der Presse fest.
Fotografie
Die Fotografie wurde im Laufe der 1820er und 1830er Jahre in Frankreich erfunden. Das älteste bis heute erhaltene Foto von Joseph Nicéphore Niépce stammt aus dem Jahr 1826. Louis Daguerre entwickelte in den 1830er Jahren eine Kamera und ein Belichtungsverfahren auf Metallplatten, mit dem erste Personenportraits möglich wurden. Die neue Technik verbreitete sich rasant. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ließ - wer es sich leisten konnte - ein Fotoportrait von sich anfertigen. Weil die Kameras anfangs sehr groß, unbeweglich und empfindlich waren, gibt es aus der Frühzeit der Fotografie nur relativ wenige Außenaufnahmen oder Fotos von besonderen politischen oder anderen Ereignissen.
Telegrafie
Der 1837 von Samuel Morse entwickelte Schreibtelegraf markiert den Beginn der modernen, kabelgebundenen Telekommunikation. Telegramme konnten mittels des Morse-Alphabets als elektrische Signale (Klangbeispiel) in kürzester Zeit über weite Strecken versendet werden. In den kommenden Jahren entstand ein weit verzweigtes Telegrafennetz in Europa. Um 1870 waren bereits große Teile der Erde verkabelt.
Illustrierte
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden immer höhere Auflagen von Zeitungen und Zeitschriften verkauft - sie entwickelten sich zu Massenmedien. 1843 erschien erstmals eine deutschsprachige Illustrierte, also eine Zeitschrift, die durch viele Bilder ein großes Publikum ansprechen will. Zeitschriften mit Fotos entstanden aber erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bis heute gibt es zahlreiche auflagenstarke
Litfasssäule
Plakate wurden im 19. Jahrhundert ein immer wichtigeres Mittel zur Werbung und zur Bekanntgabe öffentlicher Informationen. 1855 wurde in Berlin die erste Litfaßsäule aufgestellt. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die kommerzielle "Reklame" (wie Werbung zunächst genannt wurde) ihren Aufschwung - neben Plakaten vor allem durch Inserate in Zeitungen und Zeitschriften, später dann in Hörfunk und Fernsehen. Aber auch die Idee der Litfaßsäule konnte sich behaupten, von denen es in Deutschland bis heute über 50.000 gibt.
Schreibmaschine
Die erste in Serie hergestellte Schreibmaschine brachte 1865 der Däne Rasmus Malling-Hansen auf den Markt. Ein berühmter Käufer der "Schreibkugel" genannten Maschine war der Philosoph Friedrich Nietzsche, der über die Erfindung schrieb: "Unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken". Die erste Schreibmaschine mit der heute üblichen Tastaturbelegung wurde in den 1870er Jahren entwickelt, und bereits in den 1880er Jahren waren Schreibmaschinen weit verbreitet. Besonders in Ämtern und Unternehmen wurden Briefe nicht mehr von Hand, sondern - oftmals nach Diktat - mit der Schreibmaschine geschrieben.
Seekabel Europa-Amerika
Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war ein Austausch von Nachrichten zwischen Amerika und Europa nur durch die zwischen beiden Kontinenten verkehrenden Schiffe möglich. Neuigkeiten erreichten den anderen Kontinent erst nach Wochen. Nach zunächst mehreren erfolglosen Versuchen, ein Unterseekabel zwischen Europa und Amerika zu verlegen, nahm 1866 die erste Telegrafen-Verbindung ihren regelmäßigen Betrieb auf. Wichtige Neuigkeiten konnten jetzt innerhalb weniger Minuten ausgetauscht werden.
Postkarte
Postkarten, also per Post verschickte Mitteilungen auf Karton, die nicht durch ein Kuvert verschlossen sind, wurden in den verschiedenen deutschen Ländern um 1870 eingeführt. Gedacht war die Postkarte als eine Art „Brieftelegramm“ für die Erleichterung der Geschäftskorrespondenz. Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 wurden Postkarten in großer Zahl verschickt und somit rasch zu einem viel benutzten Kommunikationsmittel. Schon kurz nach der Einführung der Korrespondezkarten wurden auch Ansichtskarten zugelassen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die noch heute gerne als Urlaubsgrüße verschickten Ansichtskarten (auch Bildpostkarten genannt) sehr populär.
Pressefreiheit
Pressefreiheit, also die freie Ausübung journalistischer Tätigkeit ohne staatliche Kontrolle und Zensur, gilt als wichtiges Merkmal demokratischer Staaten und ist z.B. seit 1949 im Grundgesetz als das fünfte der 19 Grundrechte fest verankert. Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurde die Pressfreiheit in einem Reichsgesetz von 1874 festgeschrieben, sie galt allerdings nur eingeschränkt und wurde z.B. durch die Sozialistengesetze 1878 teilweise wieder aufgehoben. Im 20. Jahrhundert stand die Presse insbesondere im Nationalsozialismus und in der DDR unter Druck staatlicher Kontrollen.
Telefon
Die Idee der Erfindung eines "Fernsprechers" reicht bis in die 1830er Jahre zurück. Das erste einsatzfähige Telefon stellte 1876 Alexander Graham Bell in Boston vor. In den 1880er Jahren begann der Ausbau von Telefonnetzen. Im Deutschen Reich waren bis zum Ende des Jahrzehnts Ferngespräche zwischen verschiedenen Großstädten zwar möglich, die Zahl der Telefonapparate aber noch sehr klein.
Phonograph
1877 stellte Thomas Edison (auch der Erfinder der Glühbirne) das erste Gerät zur Tonaufzeichnung und -wiedergabe vor. Der Phonograph (oder "Sprechmaschine") zeichnete den Schall mittels einer Nadel auf einer mit Zinn beschichteten Walze auf, den man sich anschließend mittels eines trichterförmigen Verstärkers wieder anhören konnte. Die Technik wurde später auch bei Schallplatten und Grammophonen angewandt. Der Franzose Édouard-Léon Scott de Martinville hatte bereits 1860 erstmals Schall aufgezeichnet, den er allerdings nicht wieder abspielen konnte. Seine Aufzeichnungen wurden erst vor einigen Jahren wieder hörbar gemacht.
Stummfilm
1895 wurden die ersten, nur einige Sekunden dauernden Filme der Öffentlichkeit vorgeführt - in Berlin die Filme der Brüder Skladanowsky, in Paris die der Brüder Lumiére. Anfang des 20. Jahrhunderts dann fingen Regisseure an, Geschichten mit Filmen zu erzählen. Bereits 1902 kam mit dem 16-minütigen Film Die Reise zum Mond der erste Science-Fiction-Film auf die Leinwand. Das Interesse an Filmen wuchs rasch an. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entstanden die ersten Kinos. Ab 1912 entwickelte sich in Hollywood die amerikanische, in Potsdam-Babelsberg die deutsche Filmindustrie.
Schallplatte
Einen Durchbruch für das Abspielen von Musik bedeutete die Erfindung der Schellackplatte 1896. In den kommenden Jahrzehnten - bis in die 1980er Jahre - wurden Schallplatte und Grammophon (später einfach nur: "Plattenspieler") zum wichtigsten Tonträger. In den 1930er Jahren wurde die Schellackplatte von weniger zerbrechlichen Platten aus Vinyl verdrängt.
Radio
Die weltweit erste Radiosendung wurde 1906 in den USA ausgestrahlt. In Deutschland beginnt die Geschichte des Hörfunks erst in den 1920er Jahren. Am 22. Dezember 1920 strahlte die Reichspost erstmals ein Weihnachtskonzert aus, das aber nur in Berlin zu empfangen war. Das erste regelmäßige Radioprogramm startete 1923. Das Radio wurde in den darauffolgenden zehn Jahren zu einem Massenmedium.
Kleinbildkamera
Die anfangs großen, sperrigen Fotokameras wurden im Laufe der Jahrzehnte immer kleiner. In den 1920er Jahren wurde der Kleinbildfilm mit einer Negativgröße von 2,4 mal 3,6 cm eingeführt, der bis zur Verdrängung der analogen Fotografie durch Digitalkameras Ende des 20. Jahrhunderts das vorherrschende Filmformat blieb. Die handlichen Kleinbildkameras, die bald zu einem Massenprodukt wurden, ließen sich leicht überall hin mitnehmen. Die Fotografie veränderte sich: Wo früher aufwändig inszenierte (weil kostspielige) Fotos geschossen wurden, gab es jetzt zunehmend mehr "Schnappschüsse", die einen direkteren Einblick in das Alltagsleben der Menschen geben.